Gymnasiale Oberstufe für die Drais-Gemeinschaftsschule

Frau Willamowski, wie groß war Ihre Freude, als im Gemeinderat die Entscheidung gefallen war? 

Die Freude war natürlich sehr groß, denn alle Karlsruher Gemeinschaftsschulen, nicht nur die Schulleitungen mit ihren Kollegien, auch die Eltern und Schüler*innen haben lange darum gekämpft.

Ein großes Dankeschön möchte ich an dieser Stelle auch den Gemeinderatsmitgliedern aussprechen, die mit bildungspolitischem Sachverstand und Weitblick diesem Antrag zugestimmt haben. Ganz besonders gilt dieser Dank Renate Rastätter von den Grünen, die seit Jahren mit viel Herzblut die Karlsruher Gemeinschaftsschulen unterstützt.

Was heißt das nun genau? Können die Schüler*innen, die gerade ihren Realschulabschluss hier gemacht haben, im September in die Oberstufe der GMS gehen? 

Für den jetzigen Jahrgang wird es leider noch nicht möglich sein, aber wer im Sommer 2021 den 10. Jahrgang besucht, kann diese Option wählen.

Worin besteht künftig der Unterscheid zwischen einem Abitur an einem Gymnasium und einem Abitur an der GMS?  

Die Oberstufe erstreckt sich über einen Zeitraum von drei Jahren, wir bieten also ein G9 an. Wer in der SEK I noch keine zweite Fremdsprache gewählt hat, beginnt damit in Klasse 11, alle anderen haben die Pflicht einer zweiten Fremdsprache erfüllt. Natürlich werden wir Elemente des Lernkonzepts fortsetzen, dazu wird auf jeden Fall die Lernberatung gehören. Die Oberstufe wird aber kein Ganztagsangebot sein.

Grundsätzlich bringen unsere Schülerinnen und Schüler durch das Lernkonzept ausgeprägte Erfahrungen im eigenverantwortlichen Lernen und Arbeiten mit, also Kompetenzen, die in Vorbereitung auf das Abitur sehr unterstützend sein werden.

Ich möchte aber auch ausdrücklich darauf hinweisen, dass am Ende die gleiche Abiturprüfung abzulegen ist wie an jedem anderen allgemein bildenden Gymnasium.

Welche Voraussetzungen müssen Schüler*innen erfüllen, die bald in die (gymnasiale) Oberstufe gehen möchten? 

Grundsätzlich haben die Schüler*innen zwei Optionen. Entweder erwerben sie in der Lerngruppe 10 die Mittlere Reife, dann müssen sie in den Hauptfächern Deutsch, Mathematik und Englisch mindestens die Noten 2-2-3 erreichen, oder sie lernen in LG 10 durchgängig auf E-Niveau und werden auf Grund der erbrachten Leistungen nach der Versetzungsordnung des Gymnasiums nach Klasse 11 versetzt.

Im Übrigen ist es auch Realschülern möglich, an die Oberstufe der GMS zu wechseln, auch Gymnasiasten interessieren sich verstärkt dafür, wie die Anfragen zeigen.

Wie ist unsere Schule organisatorisch und auch personell auf die Oberstufe vorbereitet? 

Die Vorbereitungen laufen schon seit längerem, es gibt bereits den Erfahrungsaustausch mit den Gemeinschaftsschulen in Konstanz und Tübingen, die bereits eine Oberstufe haben. Die Karlsruher Gemeinschaftsschulen erarbeiten sich ein Konzept in Vorbereitung auf die Einführung der Oberstufe. Dies beinhaltet natürlich auch die optimale fachliche Vorbereitung unserer Schülerinnen und Schüler von Lerngruppe 5 an, also die Stärkung des E-Niveaus. An den Gemeinschaftsschulen unterrichten seit Anfang an auch Gymnasiallehrkräfte, die sich nun ganz besonders freuen und hoch motiviert sind, in der Oberstufe zu unterrichten. Für die Fächer, insbesondere im naturwissenschaftlich-mathematischen Bereich, die bisher noch nicht abgedeckt sind, benötigen wir natürlich bei der Personalversorgung noch die Unterstützung des Staatlichen Schulamtes und des Regierungspräsidiums.

Wird es genügend Räume für die künftigen Oberstufenschüler*innen geben?  

Räumlich sind wir gut aufgestellt, deshalb fiel letztlich auch die Entscheidung für den Standort der Oberstufe auf uns. Es laufen bereits die Planungen auf Hochtouren, einen weiteren naturwissenschaftlichen Fachraum für Chemie einzurichten, damit wir auch im Bereich der Fachräume gut versorgt sind.

Können auch Schüler*innen anderer Schulen in Karlsruhe an die GMS kommen, um dort ihr Abitur abzulegen? 

Es können Schüler*innen aller Schularten zu uns in die Oberstufe wechseln, wenn sie die genannten Voraussetzungen erfüllen und die Zahlen es erlauben. Vorrang haben selbstverständlich die Gemeinschaftsschüler*innen, die sich schon beim Wechsel auf eine weiterführende Schule nach der Grundschule für diese Schulart entschieden haben und mit dem Lernkonzept bestens vertraut sind.

Das klingt nach viel Arbeit, und Sie mussten bzw. müssen ja auch viel im Zusammenhang mit der Corona-Krise stemmen.  

Das ist richtig, die Baustelle und der Umzug in den Neubau seien dabei auch nicht vergessen. Aber dass ich von der Gemeinschaftsschule als Schulart überzeugt bin, hier die große Chance sehe, unsere Schüler*innen bestens auf die Arbeitswelt und das Leben in einer sich rasant verändernden Welt vorzubereiten und mit der Gemeinschaft einer heterogenen Schülerschaft der zunehmenden Entfremdung und Abgrenzung innerhalb der Gesellschaft etwas entgegensetzen zu können, gibt mir Kraft für all die Aufgaben. Und natürlich tun dies auch unsere Schüler*innen mit ihren ganz persönlichen Fortschritten und ihrem Engagement. Das überzeugt mich davon, dass jeder von ihnen seinen Platz in dieser Welt finden wird.

Also trotz der vielen Herausforderungen bin ich glücklich und stolz, unsere Schule  gemeinsam mit einem engagierten Kollegium in diesem Umfang gestalten zu können. Für solch eine Chance kann man trotz der vielen Arbeit nur dankbar sein.