Ein Zeichen für Erinnerung und Verantwortung
Gemeinsam gegen das Vergessen: Karlsruher Schülerinnen und Schüler sowie Auszubildende der Stadtwerke reinigten „Stolpersteine“ in der Stadt
Fast 100 Schüler der Drais-Gemeinschaftsschule und der element-i-Schule sowie Auszubildende und Studierende der Stadtwerke haben am 10. November die in Karlsruhe verlegten „Stolpersteine“ gereinigt und der Opfer des Nationalsozialismus an den jeweiligen letzten selbstbestimmten Wohnorten gedacht. Begleitet durch Geschichtslehrerinnen und -lehrer sowie Ausbilderinnen und Ausbilder setzten die Teilnehmenden ein sichtbares Zeichen gegen das Vergessen und für eine lebendige Erinnerungskultur in Karlsruhe. Der Lernort Kislau, der sich mit Demokratiebildung und der Aufarbeitung der NS-Zeit beschäftigt, unterstützte die Aktion fachlich. „Wenn junge Menschen selbst aktiv werden, begreifen sie Geschichte ganz anders – sie wird persönlich und gegenwärtig“, erklärt Diana Renna-Denner, Lernbegleiterin der Drais-Gemeinschaftsschule.
Geschichte zum Anfassen
Für die Schülerinnen und Schüler der Karlsruher Schulen ergänzten die Besuche vor Ort den Geschichtsunterricht. Was zuvor im Unterricht vermittelt wurde, resultierte in der schmerzlichen Realisierung, dass teilweise ganze Familien deportiert und getötet wurden. Die Betroffenheit unter den Jugendlichen war spürbar: „als die Biografien vorgelesen wurden, waren das sehr emotionale Momente, die die Schicksale wirklich greifbar gemacht haben“ so der BWL-Studierende Constantin Scholz (T-PE).
Erinnerung trifft Ausbildung
Für die Auszubildenden der Stadtwerke hat die Aktion auch eine fachliche Dimension: Die „Stolpersteine“ bestehen aus Messing, einem Material, das auch in der Metallausbildung eine wichtige Rolle spielt. Die Jugendlichen verbinden damit praktische Erfahrung mit historischem Lernen. „Es ist uns wichtig, dass unsere Auszubildenden nicht nur fachlich fit sind, sondern auch gesellschaftliche Verantwortung übernehmen“, betont Adrian Kary (T-PE), Leiter unserer Ausbildungswerkstatt Mechanik und IT. „Die Reinigung der Stolpersteine zeigt, dass handwerkliches Können und Haltung zusammengehören.“
Gemeinsames Engagement für eine offene Gesellschaft
Mit der Stolperstein-Aktion wird nicht nur an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert, sondern auch ein Beitrag zur Demokratiebildung und zum respektvollen Miteinander in der Stadtgesellschaft geleistet. Die Stadtwerke, die Drais Gemeinschaftsschule und die element-i-Schule planen, die Kooperation fortzusetzen und die Reinigung der Stolpersteine regelmäßig gemeinsam mit weiteren Schulen und Bildungspartnern durchzuführen.
Dr. Astrid Kurth, Ausbildungleiterin der Stadtwerke
Iakovina Zugrav, Schülerin der Drais-GMS,die an der Aktion teilnahm, äußert sich folgendermaßen:
„Ich habe bei der Stolpersteinputzaktion mitgemacht, um Respekt gegenüber den Opfern des Holocausts zu zeigen. Außerdem finde ich es wichtig, dass keiner dieser Menschen in Vergessenheit gerät; denn jeder einzelne von ihnen verdient es geehrt zu werden und in Erinnerung zu bleiben. Der 9. November oder auch der 27. Januar sind wichtige Daten hinsichtlich des Holocausts und somit wichtige Tage für die Stolpersteinputzaktion. Unsere Gedanken sind bei der ganzen Aktion bei den Ermordeten. Wichtig finde ich, dass dieses Wissen an die jüngere Generation weitergegeben wird und mehr über das Thema aufgeklärt wird. Diese Aktion ist zum einen dafür da, um aufmerksam zu machen und Menschen daran zu erinnern, was damals geschah und zum anderen, um sich mit den Biografien des einzelnen Menschen zu befassen.“




