Zeitzeuge zu Besuch: Günter Fischer erzählt aus seinem Leben

Im Juni bekamen wir Besuch von Herrn Günter Fischer, der uns von seiner Familiengeschichte während des Holocaust berichtete.

Herr Fischer schilderte das Schicksal seiner halbjüdischen Familie zur Zeit des Nationalsozialismus. Sein Vater war evangelisch, und auch Günter und seine Geschwister wurden evangelisch getauft. Die Familie lebte in Hagsfeld. Seine Mutter, die jüdisch war, blieb zunächst von Verfolgung und Deportation verschont, da sie mit einem deutschen Mann verheiratet war.

1940 wurde Günters Vater zur Wehrmacht eingezogen. Später wurde das Haus der Familie durch Bomben zerstört, sodass die Mutter mit den Kindern auf einem Hof in Hagsfeld Zuflucht suchen musste. Doch der Nachbar wollte keine jüdischen Bewohner dulden, und die Familie wurde gesellschaftlich ausgegrenzt.

1944 zog Günters Mutter mit den drei jüngsten Kindern zu Freunden nach Flehingen. Anfang 1945 wurden schließlich alle jüdischen Ehepartner in sogenannten „Mischehen“ nach Theresienstadt deportiert – darunter auch Günters Mutter und seine beiden ältesten Brüder. Die jüngeren Geschwister Lotte (13), Rudi (14) und Günter (4) mussten alleine mit einem Leiterwagen zu ihren Großeltern nach Büchig laufen.

In Theresienstadt herrschten katastrophale Bedingungen: Hunger, Durst, Kälte und Krankheiten prägten den Alltag. Am 5. Mai 1945 wurde das Lager schließlich von der Roten Armee befreit. Günters Mutter überlebte und kehrte nach Hagsfeld zurück.

Glücklicherweise überlebten auch alle Geschwister, sodass die Familie nach Kriegsende wieder vereint war. Doch die Mutter starb zehn Jahre später an den Folgen einer Typhuserkrankung, die sie sich im Lager zugezogen hatte.

Günter Fischers Erzählung war sehr bewegend und hat uns deutlich gemacht, wie wichtig es ist, sich entschieden gegen Fremdenhass und rechte Ideologien einzusetzen.

Verfasst von Mika aus der 9c